Frau Holle Teich

Der Frau Holle Teich

Quelle des Lebens?

Fast auf der Bergkuppel des Hohen Meißners findet man den Frau Holle-Teich. Fast unscheinbar unterhalb eines Geröllhanges, aber - für die einen Besucher in romantischer Lage, für andere an einem mystischen Platz befindet sich dieser kleine Teich, von dem unsere Eltern erzählten, dass von hier alle Babys kämen (überraschend die dazugehörigen Mythen über die Fruchtbarkeit der Frauen). Wir alle, hier sitzend auf Seerosenblätter, haben auf den Storch gewartet, um dann in den Schoß unserer Mütter gebracht zu werden. Und noch heute finden Sie in vielen Geburtsanzeigen diese "Bildergeschichte".

Aber was ist dran an der Geschichte von Geburt/Wiedergeburt?
Niemand weiß es und niemand wird die Wahrheit jemals erfahren.

Die Frau Holle Figur am Frau Holle Teich

Jeder kann nur glauben und für den einfachen Menschen gab und gibt es die Märchen, Mythen und Sagen. Lange Zeit vor Christi - Geburt, tausende Jahre alt ist die Geschichte dieses Teiches von Frau Holle, die wohl einmal die Göttin Freya war. Die Göttin der Fruchtbarkeit, der Schönheit, Herrin über Leben und Tod.
Sie konnte heilen (siehe heilendes Wasser im Hollestein, "ihrer" Heilpflanze Holunder etc.)

Es gab und gibt viele Beschreibungen des Frau Holle-Teiches und viele Deutungen der Mythen. Und eine wohl unendliche Geschichte. Einige Geschichten und Sagen bieten wir hier an.

Historische Postkarte mit Storch am Frau Holle Teich, der die Kinder bringt.

Keine Lügenmärchen von Baron von Münchhausen

30 Jahre vor den Gebrüdern Grimm suchte der Forscher Ludwig August Freiherr von Münchhausen - bekannt geworden als der "Lügenbaron" - den Meißner auf. In seinem Bericht "Der Meißner, in Hinsicht auf mythisches Altertum" ist Münchhausen begeistert vom heiligen Berg Meißner. Manches, von dem, was er schrieb, erwies sich als falsch und dennoch sind seine Berichte eine wichtige Quelle für das, was zu seiner Zeit am Meißner sichtbar war.

So beschreibt er den Frau Holle - Teich:
"In einer der einen Ecke einer sumpfigen Wiese sieht man den, in der Tradition so berühmt gewordenen Frau Holle-Teich. Kaum verdient er gegenwärtig noch den Namen eines Teiches; es ist ein bloßer Wassertümpel von ungefähr 40 bis 50 Fuß im Durchmesser, der einen sehr geringen Teil der Wiese noch einnimmt; ehedem aber scheint die ganze Moorwiese Teich

gewesen zu sein, wovon sich mehrere unverkennbare Spuren finden"

Wichtig an seinem Bericht ist weiterhin, was er im Jahr 1800, also noch vor den Gebrüdern Grimm, von Frau Holle zu erzählen weiß. Aus dem Bereich der Volkssage führt er sechs Überlieferungen an:


Ein Pfarrer schreibt

1847 befaßt sich Julius Schmincke eingehend mit dem Meißner und dem Frau Holle Teich. Er schreibt einen Aufsatz mit dem Titel "Der Holle-Mythos am Weißner". Deutlicher kann man die Faszination eines uralten Heiligtums kaum beschreiben, da es doch gilt heidnische Kultstätten besser zu verschweigen. Zumal, Julius Schmincke war Pfarrer von Jestedt!

"An der Ostseite der des Weißners, unterhalb der Kalbe, da wo die große Bergbuchtsich bildet, fast mitten in dem jähen Sturze zertrümmerten Basaltgesteins, an der Straße die vom Schwalbenthale zum Friedrichs-Stollen führt, neben einem Stück Ackerland, liegt ein ebener, von Baumgruppen umgebener Platz, der Schlachtrasen genannt, daran die Moorwiese und in einer Ecke derselben ein kleiner See, der Frau-Hollenteich.
 

Derselbe soll früher auch über die Moorwiese sich ersteckt haben und unergründlich tief gewesen sein; wenigstens habe man mit Senklbei bei 65 Klaftern keinen Grund gefunden. Manche vermutheten hier den Krater des ehemaligen Vulcans. Die Moorwiese nebst dem Teiche ist von einem uralten Steindamme umgeben und das Ganze durch den Wall eines Felsenrückens, durch den jetzt die Straße gebrochen ist, verpalisadirt.

An diesem hoch am Weißnerberge gelegenen und doch verborgenen, stillen und geheimnißvollen Orte muß man aus Tacitus Germania cap. 40 lesen: da sieht man den secretus lacus und fühlt sich bewegt bei den Worten ´arcanus hinc terror sanctaque ignorantia, quid sit illud, quod tantum perituri vident`. Ohne Zweifel war hier ein Heiligtum der Frau Holle"

Eine wahre Geschichte um den Frau Holle-Teich

Opfergaben im Frau Holle-Teich wurden oft vermutet, doch erst belegt durch den Fund von 2 römischen Goldmünzen aus dem 1. Jh. n. Chr. aus der Zeit Kaiser Domitian ( 81-96 n. Chr.) entdeckt.In seiner Zeit dienten wohl schon zahlreiche Germanen als Söldner im römischen Heer und auch Handel und Wandel entwickelten sich an der gar nicht so undurchlässigen Grenze zwischen dem römischen Reich und dem "Freien Germanien".

 

Es gibt also durchaus Erklärungen dafür, wie die römischen Münzen in den Frau Holle-Teich gelangten.
Einfach verloren wurden sie wohl kaum. Wahrscheinlich ist eine absichtliche Deponierung an diesem Platz und es drängen sich Vergleiche mit ähnlichen Fundplätzen geradezu auf; man denke nur an die zahlreichen Wunschbrunnen in die man Münzen wirft, um einen geheimen Wunsch erfüllt zu bekommen. So wird man nicht fehl gehen, wenn man auch in diesem Fall von einer Opferung an die im Teich wohnende Gottheit ausgeht. Der Fund ist daher wohl als ein Hinweis auf kultische Nutzung des Frau Holle-Teiches vor fast 2000 Jahren einzustufen.


Quelle: Karl Kollmann, Das Werratal

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